Bohrstelle gefunden: Gibt es jetzt Öl oder nicht?

Wenn die Prospektion abgeschlossen ist und alles danach aussieht, dass unter unseren Füßen ein Öl- oder Gasvorkommen schlummert, fängt die eigentliche Exploration an.
Kurz gesagt: Jetzt wird ernst gemacht – die ersten Löcher werden gebohrt.


Ziel der Exploration

In der Prospektion geht’s vor allem um Wahrscheinlichkeiten.
In der Exploration will man Fakten:

  • Gibt es tatsächlich Kohlenwasserstoffe am vermuteten Ort?
  • In welcher Menge und Qualität?
  • Wie sind die Lagerstättenbedingungen vor Ort?

Manchmal bestätigen Explorationsbohrungen ein Modell, manchmal räumen sie es gnadenlos ab.


Der Ablauf der Exploration

1. Explorationsbohrung

Das Herzstück jeder Exploration ist die erste Bohrung – oft liebevoll auch „Wildcat“ genannt.
Hier wird gebohrt, um reale Daten aus dem Untergrund zu bekommen:

  • Kernproben (Cores) werden entnommen, um Gesteinseigenschaften wie Porosität, Permeabilität und Sättigungen genau zu bestimmen.
  • Bohrlochmessungen (Logging) werden durchgeführt: Hier misst man direkt im Bohrloch verschiedene physikalische Eigenschaften der Gesteine und Fluide.

Typische Log-Daten:

  • Gamma Ray: Unterscheidet Tonsteine von Sandsteinen.
  • Resistivity: Erfasst elektrische Widerstände – Öl, Gas und Wasser unterscheiden sich hier deutlich.
  • Density und Neutron Logs: Geben Hinweise auf Porosität.
  • Sonic Logs: Schallgeschwindigkeit durch das Gestein – ebenfalls wichtig für die Porosität und Festigkeit.

2. Tests im Bohrloch

Wenn die Bohrung verdächtig gute Hinweise liefert, folgen oft Formationstests (Drill Stem Tests, kurz DST):

  • Dabei wird das Bohrloch zeitweise geöffnet, und es wird gemessen, ob und wie viel Fluid (Öl oder Gas) zur Oberfläche strömt.
  • Fließraten, Drücke und Fluidzusammensetzungen werden aufgezeichnet.

Ein erfolgreicher DST ist einer der besten Beweise dafür, dass eine Lagerstätte produktiv sein könnte.


3. Reservoircharakterisierung

Jetzt geht’s ans Eingemachte:

  • Wie gut ist die Permeabilität des Speichergesteins tatsächlich?
  • Wie dick und flächig sind die produktiven Schichten?
  • Ist das Öl leicht und fließfähig oder schwer und zähflüssig?
  • Welche Druck- und Temperaturverhältnisse herrschen?

Diese Daten entscheiden letztendlich darüber, ob ein Feld kommerziell entwickelt werden kann oder nicht.


Schwierigkeiten der Exploration

  • Hohe Kosten und Risiken:
    Selbst eine einzelne Explorationsbohrung kann Millionen verschlingen – ein Fehlschlag ist teuer.
  • Technische Unsicherheit:
    Trotz guter Modelle kann ein Reservoir schlechter entwickelt sein als gedacht: zu wenig Porosität, zu wenig Durchlässigkeit oder Wasser statt Öl im Speicher.
  • Komplexe Geologie:
    Störungen, Verwerfungen oder kleine, schlecht abgegrenzte Fallen können dazu führen, dass eine Lagerstätte nicht wirtschaftlich erschließbar ist.
  • Unklare Fluidzusammensetzung:
    Gas mit hohem CO₂-Anteil oder extrem viskoses Öl machen die Förderung schwierig oder sogar unrentabel.

Fazit

Exploration ist der Moment, wo Theorie auf Realität trifft.
Erst mit Bohrlochmessungen, Kernen und Fließtests bekommt man ein wirkliches Bild davon, was unter der Erde liegt.
Und so gut die Prospektion auch war:
Manchmal zeigt erst die Bohrung, dass der Traum vom großen Fund doch nur ein schöner Traum bleibt.
Oder eben – dass sich der Aufwand gelohnt hat.

2 Responses

  1. Wie genau kann ich mir das mit dem DST vorstellen? Ich kann mir nämlich nicht so ein Bild davon machen, dass die Gase oder Fluide an die Oberfläche kommen. Ich hätte jetzt eher vermutet, dass es im Bohrloch selber mit Geräten gemessen wird

    • BDie Messung wird auch im Bohrloch selbst durchgeführt. Beim DST wird ein spezielles Testwerkzeug (der Drill Stem Tester) in das Bohrloch eingebracht. Dieses isoliert die zu testende Formation mithilfe von Packern, einer Art Gummiflansch bzw. Abdichtung, so schottet man einen Bereich des Bohrlochs komplett von der Umgebung ab. Danach wird der Druck abgelassen, sodass Formationsfluide (z. B. Öl, Gas oder Wasser) in das Bohrloch einströmen können. Durch die Messung von Druck, Temperatur und Förderrate kann beurteilt werden, ob und wie ergiebig die Lagerstätte ist.

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