Der Deal, der nie gehalten wurde: Roosevelt, Saudi-Arabien und das geopolitische Erbe

Im Februar 1945 – der Zweite Weltkrieg war fast vorbei, Europa lag in Trümmern – traf sich US-Präsident Franklin D. Roosevelt mit dem saudischen König Ibn Saud an Bord der USS Quincy im Suezkanal. Es war ein Treffen mit Symbolkraft – zwei Welten prallten aufeinander: westliche Industrienation trifft auf ölreiches, aber noch weitgehend unerschlossenes Königreich.

Der Grund für das Treffen war klar: Öl. Die USA wollten sich langfristig den Zugang zu den saudischen Ölreserven sichern. Im Gegenzug suchte Ibn Saud militärische Unterstützung und politische Rückendeckung – insbesondere, was die Palästinafrage anging. Er wollte verhindern, dass die USA die jüdische Besiedlung Palästinas unterstützten, was damals schon ein heißes Thema war.

Roosevelt sicherte zu, dass die USA keine Schritte unternehmen würden, „die den arabischen Interessen schaden“, ohne vorherige Rücksprache. Kein Vertrag, aber ein diplomatisches Versprechen, schriftlich festgehalten in einem Brief. Für Ibn Saud war das eine persönliche Garantie.

Doch Roosevelt starb nur zwei Monate später. Und sein Nachfolger, Harry Truman, schlug einen ganz anderen Kurs ein. Er erkannte 1948 sofort den neuen Staat Israel an – ohne Rücksprache mit Saudi-Arabien. Für Ibn Saud ein klarer Vertrauensbruch.

Öl trifft Ideologie

Was hat das mit Öl zu tun? Eine ganze Menge.

Denn dieses gebrochene Versprechen war mehr als nur ein diplomatischer Fauxpas. Es zerstörte ein zartes Vertrauensverhältnis – und war der Anfang einer immer heikler werdenden Beziehung zwischen dem Westen und der arabischen Welt. Die Saudis hielten trotzdem am Öl-Deal fest – wirtschaftlich lohnend, politisch bitter. Der Frust wuchs im Hintergrund, besonders unter den religiösen Hardlinern im Land.

Die enge Zusammenarbeit zwischen dem saudischen Königshaus und den USA wurde zunehmend kritisch gesehen – als Zeichen des Ausverkaufs an den Westen. Und dieser Vertrauensbruch wurde später zum ideologischen Nährboden für Extremismus. Radikale Gruppen wie al-Qaida nutzten genau dieses Narrativ: Der Westen ist kein Partner, sondern ein Verräter. Das Königshaus? Marionetten.

Osama bin Laden selbst nannte die US-Militärpräsenz in Saudi-Arabien „eine Entweihung heiligen Bodens“. Diese Truppen standen dort – ironischerweise – wegen der historischen Allianz, die mit Roosevelt auf der Quincy begann.

Ein kleines Treffen, große Folgen

Wenn man heute auf die globale Ölpolitik und die Spannungen im Nahen Osten schaut, lohnt es sich, diesen Moment nicht zu vergessen. Das Treffen auf der USS Quincy war der Anfang eines Jahrzehnte währenden Deals: Öl gegen Sicherheit. Doch als der zweite Teil der Abmachung gebrochen wurde, blieb nur das Öl – und ein Vertrauensverlust, der nie mehr ganz wettgemacht wurde.



Es ist faszinierend, wie ein einzelnes Treffen in einem Schiffsrumpf den Lauf der Geschichte mitgeprägt hat – wirtschaftlich, geopolitisch und kulturell. Für die Ölindustrie war es der Startschuss für eine Partnerschaft, die bis heute läuft.

Wie die Folgen in den nächsten Jahrzehnten ausgesehen haben, wird in einem separaten Beitrag näher erläutert.

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