Ausfall des Norwegischen Troll-Gasfelds: Warum Europas Gaspreise wieder steigen

Ein technischer Ausfall in Norwegen zeigt, wie verletzlich Europas Energieversorgung bleibt – trotz gefüllter Speicher und LNG-Terminals.

Am Montag, dem 26. Mai 2025, sind die europäischen Erdgaspreise erneut gestiegen. Grund ist ein ungeplanter Ausfall am Troll-Gasfeld in Norwegen – Europas wichtigstem Einzelversorger für Pipelinegas. Besonders betroffen ist der niederländische TTF-Gaspreis, der als europäische Referenz dient: Er legte zum Handelsstart um 2,2 % zu, pendelte sich im Tagesverlauf aber bei einem Plus von rund 1,2 % ein.

Warum ist Troll so wichtig?

Das Troll-Feld liegt in der Nordsee und wird vom norwegischen Unternehmen Equinor betrieben. 2024 erreichte es mit einem Produktionsrekord eine neue Höchstmarke – 10 % mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2022. Troll ist ein Grundpfeiler der europäischen Gasversorgung. Fällt hier auch nur ein Teil der Kapazität weg, spüren das die Märkte sofort.

Doppelte Belastung: Ausfall und Wartung

Das aktuelle Problem ist doppelt brisant: Der Ausfall kommt ungeplant und trifft auf eine Phase geplanter Wartungsarbeiten an weiteren norwegischen Gasfeldern, wie dem Aasta-Hansteen-Feld oder der Nyhamna-Gasanlage. Diese Maßnahmen reduzieren die Pipeline-Kapazitäten insgesamt – und das ausgerechnet zu einem sensiblen Zeitpunkt.

Warum gerade jetzt so kritisch?

Europa muss in den Sommermonaten seine Gasspeicher füllen, um für den kommenden Winter gerüstet zu sein. Gleichzeitig konkurriert der Kontinent mit Asien um frei verfügbare LNG-Lieferungen (Flüssigerdgas). Sollte die asiatische Nachfrage anziehen, könnte es eng werden: Dann steigen die Preise, und Europa müsste möglicherweise tiefer in die Tasche greifen, um sich ausreichende Mengen auf dem Weltmarkt zu sichern.

Fazit: Stabilität bleibt fragil

Die jüngsten Entwicklungen zeigen: Trotz aller Fortschritte bei Speicherfüllständen, LNG-Infrastruktur und Diversifizierung bleibt Europas Energiesystem anfällig für externe Störungen – selbst, wenn sie nur vorübergehend sind. Besonders problematisch ist, dass Gas nicht nur für Haushalte gebraucht wird, sondern auch zentral für die Industrie ist.

Solche Ereignisse erinnern uns daran, dass Versorgungssicherheit mehr ist als nur eine Frage von Technik oder Geologie – sie ist immer auch geopolitisch, wirtschaftlich und saisonal geprägt.

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