In der öffentlichen Debatte steht Klimaschutz an erster Stelle: CO₂ senken, Netto-Null, Temperaturziele. Doch wer sich den Energiealltag nüchtern anschaut, erkennt schnell:
Ohne eine strukturelle Unabhängigkeit vom Öl ist echter Klimaschutz unmöglich.
Die Logik ist eigentlich einfach:
- Öl ist das Fundament der globalen Energieinfrastruktur – Verkehr, Landwirtschaft, Industrie, Chemie, sogar Stromnetze und Kohlekraftwerke benötigen Öl.
- Solange wir auf dieses Fundament bauen, bleibt alles andere symptomatische Reparatur.
- Klimaschutzmaßnahmen, die auf Öl basieren, sind paradox – weil sie weiter von dem abhängig sind, was sie eigentlich bekämpfen sollen.
Warum reden wir dann nicht zuerst über Öl?
Weil es unbequem ist. Und weil „Klimaschutz“ besser vermarktbar ist als „Systemumstellung“.
- Ölunabhängigkeit ist politisch sensibel: Sie greift in Handelsbilanzen, Arbeitsmärkte, Geopolitik ein.
- Ölunabhängigkeit ist wirtschaftlich radikal: Neue Wertschöpfungsketten, andere Subventionen, Kontrollverlust für die alten Player.
- Ölunabhängigkeit ist sozial explosiv: In Ländern des globalen Südens, aber auch in ölreichen Industrienationen.
Stattdessen: Greenwashing, PR-Kampagnen und der Fokus auf sichtbare, aber oft zweitrangige Themen (Plastikstrohhalme, CO₂-Kompensation, E-Auto statt Strukturwandel).
Die Folge: Wir kurieren Symptome statt Ursachen
- CO₂-Reduktion ohne Ölreduktion bleibt halbherzig.
- Klimapolitik ohne Energiesystemwechsel bleibt kosmetisch.
- E-Mobilität ohne Ölunabhängigkeit bleibt teure Verschiebung des Problems.
Klimaschutz sollte das Ergebnis echter Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen sein – nicht deren PR-Mantel.
Fazit: Der Fokus ist verrutscht
Wir haben es geschafft, aus der Folge ein Ziel zu machen – und wundern uns, warum der Wandel so schleppend vorankommt.
Dabei wäre der Weg klar:
Zuerst Ent-Ölisierung, dann Dekarbonisierung. Nicht umgekehrt.
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